Liebe Retriever-Pfotenfreunde,
vielleicht darf ich einiges aus der Praxis unserer Arbeit hier zur Aufklärung beitragen.
1. VDH Zuchthündinnen werden im Regelfall nicht an den Tierschutz abgegeben. Gute Züchter geben im Normalfall ihren Zuchthündinnen einen Lebensabendplatz, wenn sie aus der Zucht herausgenommen werden oder ab und an suchen sie ihnen auch noch eine Familie. Im Normalfall verbleiben VDH-Zuchthündinnen auch nicht so lange in der "aktiven Zucht" wie Vermehrerhündinnen, die nicht selten bis ins hohe Alter als Gebärmaschine benutzt werden.
2. Ab und an - wenngleich selten - gibt es Abgabehunde, die VDH-Papiere haben. Eigentlich "verpflichten" sich VDH Züchter, ihre Hunde immer wieder zurück zu nehmen - aber auch in diesen Kreisen gibt es solche und solche.
3. Auch wenn das etwas "radikal" klingt (sorry, aber jahrelange Tierschutzarbeit führt zwangsläufig zu einer gewissen "Radikalisierung"): Der Kauf eines VDH-Welpen ist zwar allemal der verantwortungsvollste Weg, sich einen Welpen zuzulegen - die Aufnahme eines Tierschutzhundes ist jedoch etwas ganz anderes. Beides ist nicht auf eine Ebene zu stellen. Abgesehen davon, dass ich mir wohl keinen Welpen mehr zulegen würde, so süß ich sie auch finde. Für mich käme nur ein Hund aus dem Tierschutz in Frage, der auch gerne ein paar Jährchen "auf dem Buckel" haben kann - eine Einstellung, geboren aus dem vielen Elend das ich im Tierschutz schon gesehen und erlebt habe und den wunderbaren Erfahrungen, wie sich diese Hunde entwickeln können, wenn man ihnen nur die Chance dazu gibt. Und an allererster Stelle würde ich wieder eine ehemalige Zuchthündin aufnehmen - sie sind die wundervollsten Wesen, die ich kenne.
4. R&f übernimmt zu mehr als 90% Zuchthunde aus deutschen "Zuchtstätten", will heißen: von deutschen Vermehrern hier mitten unter uns. Die Frage, ob wir damit nicht das System der Vermehrung reproduzieren, ist für mich eine rein rhetorische. Reproduziert wird dieses System in erster Linie durch die Käufer der Billigwelpen, denn: so lange Nachfrage und Gewinn, so lange Leid und Ausbeutung - so einfach ist das. Reproduziert wird das System in zweiter Linie durch wegsehende Amtsveterinäre, durch fehlende gesetzliche Handhabungen und viel zu geringe Strafen, wenn es überhaupt mal dazu kommt. Wir, die sich um den "Müll" dieses Systems kümmern, haben den geringsten Anteil daran, dass dieses System weiter existiert.
5. Immer wieder wird uns die Frage gestellt, ob wir für die Übernahme der Hunde zahlen. Und unsere Antwort ist immer dieselbe: Die meisten Vermehrer, mit denen wir im Kontakt stehen, geben uns ihre ausgedienten Zuchthunde umsonst. Nicht etwa aus Tierliebe, sondern aus wirtschaftlichem Kalkül: ältere "ausgediente und ausgelaugte" - manchmal auch kranke - Hunde kosten ihnen nur noch Geld und bringen keins mehr. Sie abzugeben ist allemal der einfachere Weg als sie durchzufüttern oder zu entsorgen (obwohl dies noch immer viel zu häufig passiert). Bei Zuchtauslösungen, in den die Hunde noch "im zuchtfähigen Alter" sind, müssen wir von Fall zu Fall eine Auslöse bezahlen. Dies gilt manchmal auch für Junghunde, aber nur, wenn sie gesund sind.
Ich hoffe, ich konnte Euch zumindest einige Fragen beantworten - zu dem Thema gäbe es sicher noch vieles mehr anzumerken oder zu erzählen...
Gruß Anina